Das ist MEIN Weltwunder.

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7 Wonders - das Bauspiel für Kenner des Jahres 2011.

Auf die Bauwerke, fertig, los!

7 Wonders ist nicht nur Kennerspiel des Jahres 2011 geworden, nein, es trägt noch mehr Abzeichen. Zum Beispiel: Platz 1 des Deutschen Spielepreises und Auszeichnungen von Tric Trac d´Or, Jeu de l´année d´Or und vom International Gamers Award. Gut, dass man nie zu viele Preise erhalten kann.

Erschienen ist 7 Wonders beim Repos Verlag (und inzwischen Asmodee). Der Autor ist Antoine Bauza, den ihr unter anderem von Hanabi, Oceanos oder auch Takenoko kennen könntet.
Spielbar ist es mit 2-7 Spielern ab 10 Jahren und dauert ne halbe Stunde. Ungefähr. Es sei denn, man hat Langzeitdenker dabei, dann kann der ganze Spaß auch schonmal eine Stunde dauern.

Aber ich will den Koloss von Rhodos.

Die Regeln von 7 Wonders könnt ihr euch hier ansehen, wenn es euch interessiert. Dazu muss man sagen: Selten habe ich solch eine ausführliche Regel gelesen, die mit vielen, vielen Beispielen dabei hilft, das Spiel zu verstehen und zu spielen.

Das ging beim ersten Lesen der Regeln bei uns schon so weit, dass wir uns an mancher Stelle halb ohnmächtig gelacht haben, weil wir uns dachten: Ernsthaft? Dafür muss man ein Beispiel abdrucken? Wir hatten viel Spaß beim Regellesen – wenn ich so überlege, hatte ich noch nie mehr Spaß bei der Lektüre eine Spielanleitung als bei dieser hier. Die Details mögen an mancher Stelle übertrieben wirken, aber das Schöne ist ja, dass man sie überspringen kann, wenn man sie nicht braucht. Für Einsteiger ins Spielen sorgt die Beschreibung auf jeden Fall für einen super rundum Blick und erklärt jeden noch so kleinen Sachverhalt. Da bleiben sicherlich keine Fragen offen.

7 Wonders wird über 3 Zeitalter gespielt. Jeder wählt zu Beginn ein Weltwunder aus, das er im Laufe des Spiels fertigstellen kann. Darüber kommt man an Ressourcen, Siegpunkte und andere interessante Boni.

Pro Zeitalter kann jeder Spieler und auch jede Spielerin 6 Karten ausspielen, die dabei helfen, die eigene Stadt weiterzuentwickeln, das eigene Weltwunder zu errichten und sich vor den Angriffen anderer zu schützen.
Die Karten werden gedraftet – das heißt, dass alle Spieler mit einer vorgegebenen Anzahl an Karten beginnen, aus denen sie sich 1 aussuchen dürfen. Diese Karte wird ausgespielt, abgewickelt und die restlichen werden an den nächsten Spieler weitergegeben (die Richtung, in die weitergegeben wird, variiert von Zeitalter zu Zeitalter). So erhält man natürlich auch wieder Karten, aus denen man sich wieder eine aussuchen darf usw. Das macht man entsprechend so lange, bis die Karten aufgespielt sind – eine kommt in der letzten Runde pro Spieler immer   raus (sagt man wirklich „aufgespielt?!).

Wenn man seine Karte ausspielt, kann man sie auf verschiedene Arten nutzen: Man kann ein Gebäude errichten, das einem Ressourcen, Siegpunkte oder Verteidigung bringt. Man kann aber auch einen Teil seines Weltwunders weiterbauen. Oder man schmeißt die Karte ab, wenn man an Kohle kommen will, die man wiederum braucht, um gewisse Gebäude bauen zu können.

Problem?

Auch bei 7 Wonders kommt eine Schwierigkeit auf uns zu: Wir wissen einfach nicht, wofür wir uns entscheiden sollen. Denn:

Gebäude, die man baut, bringen einem Ressourcen, Siegpunkte, Rüstung, Kohle … Aber viele von ihnen muss man auch bezahlen. Mit Münzen. Außerdem sind auf den Gebäuden Symbole abgebildet: Je mehr Symbole einer Art man vor sich ausliegen hat, desto mehr Punkte bringen sie am Ende des Spiels. Ach ja, und dann gibt´s noch Gebäude, die einem erlauben, bestimmte Gebäude umsonst zu bauen. Die sind dann auch den Karten angegeben. (Kleiner Tipp: Sollte man immer drauf achten. Ist sonst ziemlich ärgerlich, wenn man bezahlt, obwohl man´s eigentlich nicht müsste.)

Die Münzen bekommt man entweder durch Gebäude oder durch das Abschmeißen von Karten (die man meistens eigentlich echt gern selbst bauen würde …)
Ressourcen durch Gebäude benötigt man außerdem auch, um das Weltwunder weiterzubauen. Dafür gibt´s fette Boni, die man sich nicht entgehen lassen möchte.

Gleichzeitig sollte man jedoch auch noch seine Militärische Stärke im Auge behalten, denn am Ende jedes Zeitalters kommt´s zum Angriff. Dann dürfen die Spieler, die die höchsten Angriffswerte durch rote Karten vor sich ausliegen haben, ihre Nachbarn angreifen. Da sollte man also auch gut gerüstet sein. Denn Angriffe bringen dem Unterlegenen Minuspunkte, die er nicht haben möchte, weil er schließlich die meisten Punkte haben will – um zu gewinnen und Pluspunkte für den Angreifer.

Die Siegbedingung nach dem 3. Zeitalter: Fette Punkte gemacht zu haben. Da kommen dann unterschiedliche Dinge in die Wertung:
Punkte durch Kämpfe (Plus- und Minuspunkte), noch nicht ausgegebene Münzen, Punkte durch´s Weltwunder, Punkte für Gebäude, Punkte für gesammelte, gleiche Symbole, Handelsgebäude und Gilden. (Von den Gilden kommen zu Beginn des Spiels unterschiedlich viele ins Spiel, abhängig von der Anzahl der Spieler und sie bringen Extrapunkte für bestimmte Dinge)

Ich kann mich nicht entscheiden …

Gerade in den ersten Partien dampft einem echt der Kopf, weil man nicht so recht weiß, worum man sich als erstes kümmern soll, weil man sich um alles kümmern möchte. Dann muss man natürlich auch noch Glück beim Kartenkriegen haben (also dass die richtige Karte gerade dann kommt, wenn man sie braucht und nicht sie ein anderer Spiele schon sein Eigen genannt hat). Wenn man sehr offensiv vorgeht und sich auf bestimmte Dinge ganz offensichtlich stürzt, kann es einem durchaus passieren, dass die Mitspieler einen Strich durch die Rechnung machen und Wegschnappen, was das Zeug hält. Passiert das zu einem Zeitpunkt, an dem man selbst dann noch das Ruder rumreißen kann, ist alles gut. Andernfalls muss ganz, ganz schnell eine neue Notfalltaktik her.

Gerade durch diese Sache – also, dass man nicht weiß, wo man zuerst anpacken soll – ist bei 7 Wonders auf jeden Fall eine Wiederholungstat angesagt. Allein schon, um zu sehen, ob man mit einer anderen Taktik besser fahren würde, als mit der, die man das letzte Mal ausprobiert hat. Und davon gibt es einige, die man versuchen kann, wie ich finde.

Ich mag 7 Wonders sehr! Zu zweit hat es mir erstaunlicherweise auch sehr gut gefallen. Gerade der Draftmechanismus ist meistens zu zweit lahm – hier funktioniert er für mich aber sehr gut und macht Spaß. Der verbitterte Kampf um Bauwerke und Punkte kann also sowohl top in kleineren als auch in größeren Spielerunden durchgeführt werden. Das find ich gut.

Lecker

  • Zurecht war es mal Spiel des Jahres!
  • Funktioniert auch zu 2. gut.
  • Super abwechslungsreich
  • Sehr detaillierte Regeln

Pfui

  • Man kann sich nie um alles kümmern, auch, wenn man gern wollte
  • Die Regeln sind sogar so detailliert, dass manch einer auf den ersten Blick abgeschreckt sein könnte - das Spiel ist nämlich eingänglich und wird durch die Regel kleinstschrittig erklärt

Fazit

Kaddy outet sich.

Ich bin immer um 7 Wonders herum gegangen, weil ich das irgendwie nicht ansprechend fand. Trotz dessen, dass ich die Thematik und das Artwork gut fand. Aber ich wollte den Platz in meinem Spieleschrank dann doch immer für andere Schachteln nutzen. Heute ärgere ich mich! Wieso? Weil 7 Wonders ein toller Allrounder ist, der echt vielseitig einsetzbar ist und bei dem nicht selten nach noch einer Runde gebrüllt wird, wenn eine Partie vorüber ist. Also: Nicht ohne Grund trägt dieses Spiel seine Abzeichen. Ich bin ja häufig eher kritisch den Spielen des Jahres gegenüber eingestellt, aber das Grundspiel von 7 Wonders macht seinen Auszeichnungen alle Ehre und gehört, wie ich jetzt weiß, in jede gute Spielesammlung. Es hat mich wirklich überrascht, wieviel Spaß es mir gemacht hat. Also, nicht nur mir, auch meinen kritischen MitspielerInnen. Und inzwischen gibt es ja auch noch einige Erweiterungen, die bei 7 Wonders dann für noch mehr Abwechslung sorgen.  Herzlichen Dank an Asmodee, die uns das 7 Wonders Grundspiel zur Verfügung gestellt und mir somit gezeigt haben, wie blind ich doch war. ?
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